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Für jedes Heute wünsch ich dir:

…dass du am Ende sagen kannst:
„Ich war berührbar, statt belastbar.
Ich habe mitgefühlt, statt mich zu verschließen.
Ich war emotional, bin auf den Wellen meiner Gefühle gesurft, statt in jeder Situation sachlich, rational & nüchtern zu bleiben.

Ich habe mich dem Schmerz hingegeben, statt wie der sprichwörtliche Indianer keinen Schmerz zu kennen.
Ich habe geweint, statt immer meinen Mann zu stehen.
Ich bin da geblieben & habe mich nicht aus dem Kontakt geschlichen.
 
Ich war nah an meinem verletzlichen Kern, statt mir ein dickes Fell zuzulegen.
Ich habe auch in schwierigen Situationen mein authentisches Selbst gezeigt, statt mich hinter Masken & Rollen zu verstecken.
Ich habe mir und anderen gegenüber ehrlich geäußert, was zu viel für mich ist & was ich brauche, um gut leben & arbeiten zu können, statt meine Bedürfnisse unter den Teppich zu kehren.
 
Ich habe aufgehört, ständig über meine Grenzen zu gehen.
Ich habe mich meinem Inneren zugewendet & mir Ruhe gegönnt, statt ständig mein Äußerstes zu geben.
Ich habe achtsam ausgewählt, was mich nährt & mir tatsächlich gut tut, statt auf allen Hochzeiten zu tanzen.
 
Ich war manchmal verloren & orientierungslos, statt zielorientiert mit Siebenmeilenstiefeln meine Selbstoptimierung voranzutreiben.
Ich habe mich manchmal an den kleinen Schritten erfreut, statt immer das Maximale herausholen zu wollen.
Ich habe rechtzeitig Pausen gemacht, statt mich über die letzten Reserven hinaus zu weiteren Hochleistungen zu pushen.
 
Ich bin manchmal für einige Zeit liegen geblieben, statt gleich aufzustehen, mein Krönchen zu richten & weiterzugehen.
Ich war manchmal schwach & hilfsbedürftig, statt immer stark & unabhängig zu sein.
Ich habe mir erlaubt Hilfe anzunehmen & nicht immer nur derjenige zu sein, der eine starke Schulter bietet.
 
Ich habe mich den tiefsten Tiefen & den höchsten Höhen meiner Gefühle hingegeben, statt immer die Kontrolle zu behalten.
Ich habe Verbundenheit mit mir selbst, mit anderen & mit der Natur, dem Kosmos erfahren, statt dem ständigen Geplapper meines Egos zu lauschen.
Ich habe unbeschreibliche Facetten & Farbnuancen entdeckt, wo andere nur Schwarz, Grau & Weiß sahen.
 
Ich habe meinen inneren Reichtum schätzen gelernt, wenn andere von nutzlosem Träumen & Trödeln sprachen.
Ich habe manchmal den Sprung gewagt, auch wenn ich nicht sicher wissen konnte, ob da ein Netz ist, das mich auffängt.
Ich habe mir erlaubt, weich & sensibel zu bleiben, statt hart & angepasst zu werden.
 
Ich habe gelernt, meine Feinfühligkeit zu schätzen & gut für mich zu sorgen, statt den Anforderungen & Wünschen anderer zu entsprechen.
Ich habe meine Sensibilität zunehmend als besondere Fähigkeit für mein Miteinander mit Menschen gesehen, nicht als Schwäche.
Ich habe meine Einzigartigkeit erkannt & mich nicht für mein Anderssein geschämt.
 
Ich bin mutig meinen Weg gegangen & habe damit den Weg für andere geebnet.
 
Ich war berührbar & berührte andere.“
Bettina Gießler
 
Bild: privat, Julia Lindenbaum
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